Rundreise im Oktober durch Skandinavien

  • Hallo!


    Meine Mädels haben sich in den Kopf gesetzt, unbedingt einmal Nordlichter sehen zu wollen. Gesagt getan und bei einem bekannten Anbieter nachgeschaut, was denn so ein paar Übernachtungen im Glasiglu in Lappland kosten. Nachdem die Kosten dafür in Erfahrung gebracht waren (es handelte sich um rund 6000€ für zwei Übernachtungen ohne Anreise) führte der nächste Gang zu einem Vermieter von Wohnmobilen, da man damit auf Langstrecken mit miesen Straßen einfach flexibler ist. Außerdem sagt das Internet eindeutig, dass der Oktober eine miese Zeit für Skandinavien ist.
    Wieder daheim glänzte der Wohnwagen in einem hellen Licht und sagte sowas wie "das wirst du NICHT bezahlen- nimm mich!"


    Na gut. Alles klar, mach ich. Der einzige Zeitraum, der überhaupt in Frage kam, waren die zwei Wochen Herbstferien. Ist klar, im Sommerwird es dort nicht dunkel und in den Winterferien hätte ich nur eine Woche Zeit. Um rund 2500 km Fahrtstrecke zu sparen, habe ich auf dem Hinweg die Fähre Travemünde-Helsinki und zurück die Fähre Oslo-Kiel gebucht. Also erstmal ab nach Travemünde. Hier angekommen sagte man mir beim Check In, dass die Wartespur nach Helsinki die ganz rechte ist, also hin. Nach etwas Wartezeit ging es dann um 24:00 Uhr auf das Schiff. Dank eines Lebenskünstlers vor mir, der wohl aus Prinzip nie schneller als Schrittgeschwindigkeit fuhr, wäre ich fast mit dem vollgeladenen Gespann auf der regennassen Rampe auf die Fähre verreckt und musste dann noch rückwärts um die Kurve einparken. Aber was soll´s, als dann alles stand war es auch egal. Die Kabine war zweckmäßig und ab ging es 29 Stunden lang nach Helsinki.

  • Der nächste Schritt nach Ankunft war: Strecke machen. Ab nach Oulu und dort einen Finger in die Ostsee stecken, um zu Überprüfen, ob das Wasser dort tatsächlich aus Süßwasser besteht wie man hörte. Ich mache es kurz: Es stimmt. Zudem war dort ein sehr hübscher Campingplatz (Nallikari Camping), auf dem wir übernachteten. Am nächsten Morgen machten wir uns weiter auf den Weg nach Rovaniemi zum Weihnachtsmann und zum Polarkreis. Da dort im Oktober nicht viel los war, da der Oktober so etwas wie Betriebsferien zu sein scheint, hüpften wir in die Arktis und fuhren nach einem Foto mit dem Weihnachtsmann weiter nach Schweden. Für alle, die noch nicht da oben waren noch ein Hinweis: Die meisten Tankstellen haben nur Tankautomaten, bei denen man ggf. einen Betrag vorwählen muss. Keine Angst, die Dinger rechnen am Ende nur die tatsächliche Menge ab, also könnt ihr getrost volltanken.

  • In Schweden haben wir dann auf einem Parkplatz übernachtet, den Wohnwagen an einen Generator in einer echt guten selbstgebauten Schallschutzkiste angeschlossen und eine ruhige Nacht verbracht.


    Am nächsten Morgen machten wir uns auch schon wieder auf den Weg, diesmal nach Harstad in Norwegen.


    Was ich bisher vergessen hatte zu erwähnen: Wir haben die Strecke nach Norden deswegen so heruntergeprügelt, da wir am Freitag in Helsinki angekommen waren und bereits am Dienstag in Andenes an einer Waltour teilnehmen wollten. Die wird im Winter leider nur zweimal in der Woche angeboten, was uns bei dem winzigen Reisezeitfenster in echte Probleme gebracht hätte. Ich weiß, genussvol reisen ist was anderes... ;)


    Trotzdem begegneten uns jetzt schon viele Tiere, Elche (die ich nicht mit der Kamera erwischt habe) und Rentiere. Außerdem kam schon der erste Schnee.

  • In Harstad angekommen stellten wir uns erstmal für eine Nacht ab, um am nächsten Tag in Ruhe nach Andenes zu fahren. Wir haben unerwartet kurz bis zu den Lofoten gebraucht und konnten jetzt langsam mit der eigentlichen Reise beginnen.
    Was ich aber schon seit der Grenze nach Norwegen feststellen konnte: Für ein 2,50m breites recht langes Gespann sind die Straßen dort nicht gebaut worden, eher für Motorräder... ;(


    Egal. Fahren kann ich, das reicht auch für dort oben. Aber die LKW-Fahrer fahren im Vergleich schon ziemlich asozial, das muss ich loswerden. Auf dem Campinglatz in Andenes eingerichtet und morgen geht es zu den Walen.

  • Aaaallerdings kam dann noch der ursprüngliche Programmpunkt für dort oben vor der Waltour dazwischen. Die ganze Nacht fand dort ein Feuerwerk statt...

  • Am Dienstag fand dann die Waltour statt. Leute- macht das im Sommer bei ruhigem Wetter. Zunächst mal konnte man mit der Kamera bei dem herrschenden Wellengang kaum mit der Kamera zielen und fast das ganze Boot opferte dem Meeresgott... <X:D Aber ein Erlebnis war es allemal! Wir haben Pottwale und Orcas gesehen. Aber alle waren froh, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten.

  • Von jetzt an hatten wir endlich genug Zeit, ganz in Ruhe in Richtung Oslo zu gondeln. Nach einem Zwischenstop am schnellsten Gezeitenstrom mit großen Strudeln am Saltstraumen ging es in Richtung Svartisengletscher und dem Campingplatz in Foroy, der mit Abstand der schönste auf der ganzen Reise war. Den kann ich guten Gewissens empfehlen. Dort machten wir auch eine sehr schöne Wanderung in die Umgebung, bevor es später weiterging.

  • Mit zwei Fähren fuhren wir dann die Küstenstraße entlang in Richtung Mo I Rana, wo wir tatsächlich schon zwei unserer drei Gasflaschen nachfüllen lassen mussten. Aber was soll der Geiz, es war recht frisch dort oben und frieren ist auch nicht schlau. Zum Glück hatte der Laden am Samstag auf und konnte die deutschen Flaschenanschüsse an die Füllstation anschließen. ^^
    Was ich unbedingt noch sehen wollte, waren die Moschusochsen im Dovrefjell Nationalpark. Also ging es dorthin und ab auf den Parkplatz Snowhetta, bevor wir uns auf den Aufstieg in Richtung der Aussichtshütte machten. Die war leider schon geschlossen, war aber trotzdem sehr hübsch. In dem Moment, in dem wir dort ankamen, lichtete sich der Hochnebel und gab den Blich auf das Tal frei, wo wir dann tatsächlich einige Moschusochsen entdecken konnten. Eigentlich schon cool, dass sämtliche Wünsche auf dieser Reise von den Walen über die Nordlichter bis hin zu den Moschusochsen erfüllt wurden, es ist ja kein Zoo. :thumbup:
    Am weiteren Weg noch ein paar Seeadler- hier wuselt es schon ziemlich rum im Tierreich.
    Alles klar, dann in Ruhe ab nach Oslo!

  • Kühl war es hier auch, währen der Wetterbericht von Zuhause Temperaturen über 20° ansagte. Egal, bei mir haben sich die Winterreifen auch jetzt schon gelohnt.
    In Oslo haben wir uns dann auf den einzigen offenen Campingplatz in Bogstad gestellt und die Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und der Oslocard erkundet. Damit konnte man praktisch alle Museen kostenfrei ansehen und nutzen.

  • Schließlich und endlich ging es wieder ab auf die Fähre nach Kiel und zwei sehr intensive Wochen neigten sich dem Ende zu.


    Mein Fazit: Zwischen bescheuerter Typ und blödsinnige Idee und einer tollen Reise mit allem drum und dran entscheidet nur das Glück hinsichtlich des Erfolges. In unserem Falle hat alles unverschämt gut geklappt und wir haben ohne eigenes Zutun alles richtig gemacht. Dicke Kartoffeln halt. :undweg:
    Was ich schon vorher wusste und bestätigt fand: Ein breites und schweres Gespann ist echt das am wenigsten geeignete für diese Gegend, aber es war -wie man sieht- machbar. Der einzige Grund das in dieser Jahreszeit zu machen waren einzig die Nordlichter; wenn wir die nicht gesehen hätten hätte ich mich selbst geschlagen dass wir das nicht in Ruhe im Sommer gemacht hätten. Aber wie gesagt, der Erfolg gibt recht.


    In diesem Sinne: Wer wagt gewinnt! Wenn euch der Bericht nicht gefallen hat behaltet es für euch und bis dahin! :w:0-0:

    Wo ein Wille ist, ist immer auch ein "das geht nicht!"
    Bis einer kam, der nicht wusste dass es nicht geht und es einfach gemacht hat...

  • Toller Bericht,
    wir haben das auch in den nächsten Jahren vor zu machen.
    Ist Euer Wohnwagen winterfest? Wie oft stand Ihr Autark.

    Liebe Grüße, Michael und Heike.
    Hoffentlich, geht es bald wieder los :love:

  • Danke! Ja, unser Wohnwagen ist winterfest. Es ist ein Weinsberg Caraone UK. Allerdings haben wir die Heizung auch teilweise bis zur 3 oder 3 1/2 aufgedreht. Was ich unbedingt empfehle ist so eine Truma Duocontrol CS für zwei Gasflaschen und oben auf dem Kamin diese Aufsätze, um die Heizung auch während der Fahrt betreiben zu können. Wir haben beim Fahren die Heizung auf der 1 weiterlaufen lassen, damit der Wohnwagen nicht immer auskühlt. Und die automatische Umschaltung von einer zur anderen Flasche war natürlich immer in der Nacht, so dass man ohne so etwas nachts rausgemusst hätte zum tauschen.


    Wir haben nur zweimal frei gestanden, einmal in Schweden mit dem Generator weil wir dort elektrisch gekocht haben und im Miniofen Brötchen zum Frühstück gebacken haben und einmal auf Batteriebetrieb in einer Nebenstraße in Mo I Rana. Da gab es jeweils im Oktober keine offenen Campingplätze.

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  • Ich fahre mal mit. Erinnert mich ein wenig an unsere Tour 2018.
    Was waren denn die Kosten für die Fähre nach Helsinki?


    Aber mal ne Frage. Wäre Kiel Göteborg und dann E45 nicht beser/schneller gewesen?

    Sorry, ich habe dich bis eben übersehen. :( Die Fähre kam für drei Personen, das Gespann zwischen 12 und 13 Meter sowie eine Außenkabine und die Vollverpflegung an Bord etwa 850€. Und die Strecke haben wir wegen der Fahrt nach Rovaniemi zum Weihnachtsmann so gewählt. Auf diese Weise konnten wir eine schöne Runde fahren und mussten nicht erst hin und dann fast die gleiche Route zurückfahren. Durch Finnland ging es ja dann auch sehr zügig.
    Aber falls ich jemals nochmal nach da oben fahren sollte, werde ich über Schweden fahren und Norwegen so lange wie möglich vermeiden. Der Weihnachtsmann ist bis dahin wohl auch nicht mehr interessant :D

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  • @Urlauber1: Ich hab mittlerweile deinen Bericht zu Ende gelesen.
    In 14 Tagen die Runde --> Hut ab. Ich fand unsere dreieinhalb Wochen für die ähnliche Runde schon sportlich.


    Aber tolle Bilder zu den Nordlichtern! Und Moschusochsen sind tolle Tiere.
    Was uns fehlt, sind Elche. Da haben wir leider keine in freier Wildbahn gesehen.

  • Danke! Was es zeitlich vielleicht ertwas einfacher gemacht hat ist, dass fast alles was man vielleicht sonst noch angeschaut hätte im Oktober geschlossen war. Und Abstecher wie zur Trollstiegen etc. habe ich mit meinen Voraussetzungen bewusst ausfallen lassen, ich hab im Netz ein Video von jemandem mit Wohnwagen gesehen der solche Strecken gefahren ist. So vergnügungssüchtig war ich nicht :D

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    Bis einer kam, der nicht wusste dass es nicht geht und es einfach gemacht hat...

  • Hi Urlauber1, toller Bericht, geile Bilder, verrückte Tour :ok:ok
    Kann eure Motivation durchaus nachvollziehen - wir sind dieses Jahr zu Ostern (14 Tage) in die Extremadura gefahren (5.500 km gesamt) und im Sommer für 3 Wochen kreuz & quer durch Estland (6.300 km gesamt). Jeweils mit kompletter Anreise über Land.
    Wenn man was sehen will, muß man halt auch verrückt genug sein, um das umzusetzen! Und/oder einfach nicht wissen, daß es nicht geht ;) .
    Respekt :anbet:

    Grüße aus Friedberg in Bayerisch-Schwaben,
    Der Geograph


    2019 Extremadura: 20 Tage / 5 CP / ca. 5.500 km | Eesti: 23 Tage / 8 CP / ca. 6.600 km
    2020 Eesti: 22 Tage / 9 CP / ca. 6.100 km
    2021 Friuli: 4 Tage / 1 CP / ca. 1.130 km | Aquitaine/Castilla-La Mancha/Occitanie/Alsace: 20 Tage / 8 CP / ca. 4.800 km

    2022 Extremadura/Algarve/Andalucia: 22 Tage / 10 CP / ca. 6.600 km | Cymru: 15 Tage / 2 CP / ca. 3.500 km

    2023 Andalucia: 22 Tage / 8 CP / ca. 5.600 km | Oberlausitz: 10 Tage / 1 CP / ca. 1.580 km

  • Danke für den Bericht und die schönen Bilder.
    All das,in so einer kurzen Zeit zu bewältigen-Hut ab. :ok


    Wer auf seine Urlaubstage angewiesen ist,muß das Beste draus machen.
    Denke mal,Ihr werdet daheim im Geiste noch
    eine ganze Zeit in und bei diesem Urlaub sein. :thumbup:


    Gruß Veronika :0-0:

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