Hüben und drüben - kreuz und quer durch den Harz

  • Hallo Gemeinde,


    es ist mal wieder soweit - rednebs und ihr Schlösschen melden sich zurück von einer Woche Urlaub "immer der Nase nach". Das bedeutet bei uns, dass anfangs zwar irgendwie eine grobe Richtung festliegt, Details aber unterwegs spontan geplant werden. Und: Es bedeutet in erster Linie reisen - vier verschiedene Übernachtungsplätze haben wir am Ende angesteuert. Das "Hüben und drüben" im Titel bedeutet, dass wir uns im Harz mal dies- und mal jenseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze herumgetrieben haben und mal Sachsen-Anhalt und mal Hessen unsicher machten.


    Die Wochen vor unserem Urlaub waren stressig und oft nervig. Unser Start gen Osten ähnelt deshalb eher einer Flucht: Ich mache freitags um 15 Uhr Feierabend, hole das Schlösschen aus seinem Quartier und dann wird "blitzgepackt". Um 17 Uhr kommt endlich die Liebste von der Arbeit nach Hause, eine Stunde später setzt sich unser Gespann in Bewegung. Wie schon so oft wollen wir am Abend noch Stück gen Urlaub reisen, um morgens dann im Wohnwagen aufzuwachen und in aller Ruhe weiterzufahren.


    Über die um diese Zeit staufreie A44 fahren wir bis kurz vor Kassel, um dann die Stellplatzfinder-App meines Handys zu befragen. Es gebe da in Zierenberg einen einfachen Wohnmobilstellplatz am Freibad, teilt sie uns mit. Solche Plätze bevorzugen wir, weil sie zumindest in dieser Jahreszeit nach unserer Erfahrung ein stressfreies Miteinander von WoMo- und Gespannfahrern ermöglichen. Nach kurzer Kurverei durch ein Wohngebiet erreichen wir den (gut ausgeschilderten) Platz und kurbeln die Stützen runter. Erst stehen wir hier ganz allein, wenig später fährt noch ein zweites Gespann vor.


    Im Schlösschen ist es schon muckelig warm - wir haben während der Fahrt die Heizung angehabt. Wie immer gibt es am ersten Abend Fastfood westfälisch: Leckere Frikadellen und Nudelsalat vom Metzger unseres Vertrauens. Anschließend teste ich meine neueste Errungenschaft: Ein mit einer Prepaid-Karte bestückte Wifi-Hotspot hat unseren Wohnwagen sozusagen geupdatet, mit dem Tablet komme ich mühelos ins Netz. Das wird uns in den nächsten Tagen die Planung der ein oder anderen Urlaubsaktivität erleichtern. Mindestens genauso wichtig ist der Inhalt des Staukastens hinten links - da "wohnen" während unserer Urlaube der Bio-Dornfelder und die Bücherkiste. Nach einem Abendtrunk sinken mit zwei spannenden Krimis ins Bett.


    (wird fortgesetzt)

  • Teil II


    Als wir ankamen, war's stockdunkel - erst am anderen Morgen sehen wir genauer, wo wir gelandet sind:



    Von Haus aus sind wir beide "Spätfrühstücker". Deshalb gibt es jetzt nur einen schnellen Kaffee, dann brechen wir auf zu einem kleinen Spaziergang durch den Ort, in den es uns verschlagen hat. Eher dörflich geht's hier zu unddass, obwohl Zierenberg vor den Toren Kassels liegt; bis zum Bergpark an der Wilhelmshöhe sind es nur ein paar Kilometer. Wir finden einen Bäcker, bei dem wir uns mit frischen Brötchen eindecken. Ein kurzes Telefonat klärt unser nächstes Etappenziel: Wir wollen uns mit einem Freund treffen, den es nach Quedlinburg verschlagen hat - morgen, am Sonntag, wäre ihm unser Besuch am liebsten.


    Also geht es weiter gen Osten. Erst machen wir auf der Autobahn Strecke, ab Nordhausen geht es dann nach einer gemütlichen Frühstückspause quer durch den Harz. Die Liebste hat sich die Karte geschnappt und frönt einer ihrer Leidenschaften: Gelbe Strässchen müssen's sein, am besten mit der grünen Markierung für landschaftlich schöne Strecken. Also kurven wir bergauf, bergauf auf schmalen Straßen durch die Gegend und wissen anschließend immerhin auch, dass unser Gespann mit 14 Prozent Steigung kein nennenswertes Problem hat.


    (wird fortzgesetzt)

  • Hallo,


    wo du auf dem Foto dort übernachtet hast, ist nicht die Stadt Zierenberg, sondern die Gemeinde Habichtswald, Ortsteil Ehlen.
    Von deinem Übernachtungsplatz zu mir nach Hause sind es keine 150 m. Der Stellplatz findet regen Zuspruch und wird von Campern mit Wohnanhängern erheblich mehr genutzt als von Womos.
    Manchmal ist die Stellfläche nicht ausreichend, da wir dann kurzerhand der Platz vor der Grillhütte eingenommen.


    Gruß
    Heinrich

  • Wer die Wahl hat, hat die Qual des Campingplatzes - Klostercamping in Thale? Oder der Luxusplatz Kurcamping in Bad Suderode, wo es für jeden der nur zehn Stellplätze ein Privatbad gibt? Wir entscheiden uns für den Platz in Thale, über den hier und auch anderswo viel Gutes geschrieben steht (was für den anderen aber auch gilt) und rollen kurz vor Beginn der Mittagspause auf den Platz. Reserviert haben wir natürlich nicht, was die Sache nicht einfach macht. Noch sind in vielen Bundesländern Ferien, der Platz ist gut nachgefragt. Trotzdem findet sich noch ein Platz für uns - oder besser ein Plätzchen, die Berichte über teils etwas enge Parzellen treffen zu.


    Zutreffend ist aber auch all das, was lobend über diesen Platz erwähnt wird. Das Personal ist freundlich und versorgt uns großzügig mit Infomaterial über Thale und Umgebung. Die Sanitäranlagen sind modern, stets sauber und warm - dass man Duschmünzen braucht, können wir verschmerzen. Fünf Sterne vergeben wir für die außergewöhnliche Platzgestaltung - bei der Modellierung des Geländes wurden Unmengen alter Steine eingesetzt, um Wälle und Hügel zu formen. Das sieht schon jetzt, im späten Herbst, klasse aus - zahlreiche Steingartengewächse lassen ahnen, dass dieser Platz im Sommer ein echtes Biotop sein muss.


    Dumnmerweise habe ich vergessen, das ganze im Bild festzhalten - mit einer Ausnahme:



    Ich gehe mal nicht ganz chronolgisch vor und schreibe zunächst über Thale selbst. Ein erster Stadtspaziergang zeigt uns: Thale City muss man nicht gesehen haben - die Fußgängerzone ist öde und langweilig. Aber drumherum gibt es das ein oder andere, das einen Besuch wert ist. Selbst ausprobiert:


    1. Der Kurpark, der sich vom Bahnhof in Richtung der Talstationen der beiden Thaler Seilbahnen erstreckt. Thale hat das Thema "Sagen" für sich entdeckt und recht konsequent umgesetzt, es finden sich im Kurpark viele Plastiken wie zum Beispiel Wotans achtbeiniges Pferd
    (http://www.bodetal.de/urlaub-i…otans-pferd-sleipnir.html)(


    2. Ein (offenbar privates) DDR-Museum, in dem wir aus aktuellem Anlass vor allem vom allerersten Raum mächtig beeindruckt sind: Deutlich über zehn Millionen Flüchtlinge hat die damalige SBZ (aus der erst später die DDR wurde) ín den Nachkriegsjahren aufgenommen....


    3. Der Freizeitbereich an den Talstationen der Seilbahnen
    war uns zu rummelig, ist aber mit Hochseilgarten, Erlebnisspielplätzen etc pp für Familien sicherlich ein lohnendes Ziel. Gleiches gilt vermutlich für das Spielhuas Thale, einen großen Indoorspielplatz


    4. Die Bodetal-Therme
    Haben wir an einem Tag zum "wellnessen" genutzt. Das Ding bietet eine passable, aber nicht ganz zuende gedachte Saunalandschaft (z.B. zu wenig Ruheräume) und ein "Erlebnisbad", das m.E. diese Bezeichnung nicht verdient - das ist einfach nur ein nicht allzu großes Schwimmbecken ohne Rutschen und derlei mehr. Ob man dafür als Familie mit zwei Kindern über 50 Euro/Tag (OHNE Sauna!) auszugeben bereit ist, sollte man sich gut überlegen.


    Verpennt haben wir im wahrsten Sinne des Wortes das Bodetal. Eigentlich wollten wir morgens mit dem Bus nach Treseburg fahren und zehn Kilometer durch diesen "Grand Canyon" des Harzes wandern - dumm nur, wenn man bis 9.30 Uhr schläft. Übrigens: Thale erhebt eine Kurtaxe, die Gäste erhalten ein Bonusheft, das zahlreiche Rabatte beinhaltet und als Freifahrticket für alle Buslinien im Kreis Quedlinburg gilt.


    Nicht gesehen haben wir Hexentanzplatz und Rosstrappe, die mit vergleichseweise preiswerten Seilbahnen zu erreichen sind. Auch das Hüttenmuseum ließen wir wegen Zeitmangel links liegen - allein die noch voll funktionsfähige Dampfmaschine Nummer sieben ist sicher einen zweiten Besuch in Thale wert.


    (wird fortgesetzt)

  • wo du auf dem Foto dort übernachtet hast, ist nicht die Stadt Zierenberg, sondern die Gemeinde Habichtswald, Ortsteil Ehlen.


    Peinlich, peinlich - schon im ersten Beitrag ein dicker Fehler. Immerhin heißt die Autobahnabfahrt Zierenberg, nach Ehlen sind es von der A 44 nur ein, zwei Kilometer.


    :wacko:


    Tipp übrigens für alle, die den Platz außerhalb der Freibadesaison anfahren: Der ausgewiesene Stellpatz ist ein wenig schlammig, besser direkt am Schwimmbadeingang auf Asphalt parken. Das geht natürlich nur von Oktober bis April, wenn der Parkplatz nicht für Badegäste benötigt wird.


    redneb

  • Nächste Station: Quedlinburg. Hier schlägt gerade ein Freund seine Zelte auf - aus beruflichen Gründen. Er wohnt zwar gerade erst ein paar Tage in der Stadt, hat sich aber im Vorfeld seines Umzugs gründlich informiert und ist deshalb ein guter Fremdenführer.


    Wir treffen ihn in seinem neuen Zuhause - er nutzt vorübergehend zwei Etagen in einem alten Fachwerkhaus einen Steinwurf vom Rathaus entfernt. Das Gebäude ist vor ein paar Jahren kernsaniert worden, riecht aber immer noch "nach DDR", wie die Liebste meint. Tatsächlich ist da ein Geruch, der uns schon in Thale im Kimo unangenehm aufgefallen ist. Wir vermuten, dass er auf die jahrzehntelange Umweltverschmutzung durch Braunkohlebrand zurückzuführen ist, der sich in dem alten Gebälk des Hauses bis heute gehalten hat.


    Wie dem auch sei: Wir bummeln durch die Stadt, die heute Weltkulturerbe ist und bewundern zum Beispiel dieses Café:



    Der Freund berichtet, dass die Stadt mit ihren hunderten von Fachwerkhäusern vor 1989 faktisch aufgegeben gewesen sei. Ganze Straßenzüge seien, weil einsturzgefährdet, abgeriegelt gewesen. Nur Geldmangel habe eine Flächensanierung verhindert - geplant gewesen sei, die ganze Innenstadt abzureißen und neu aufzubauen - natürlich "in modern".


    Es ist bemerkenswert, wie sich die Stadt in den 25 Jahren nach der Wiedervereinigung entwickelt hat. Zwar gibt es noch das ein oder andere Haus in erbarmungswürdigem Zustand, vieles ist aber schon saniert oder wird gerade wiederhergerichtet. Wir bestaunen das älteste Fachwerkshaus in der Stadt, das rund 700 Jahre auf dem Buckel hat



    oder auch Kontraste wie diesen hier



    Das vordere Haus ist erkennbar eine ehemalige Manufactur, die heute zu Wohnzwecken dient, das hintere wartet noch aus (s)einen Investor. Der Freund zeigt uns Bilder von 1989, der Vergleich ist atemberaubend: Millionen sind investiert worden, um die historische Bausubstanz zu retten, oft übrigens von privat und von Menschen, die eigentlich mit der Stadt gar nichts zu tun hatten, bevor sie sich in irgendeins der Fachwerkhäuser verliebt haben. Hier wirkt eine britische Designerin in einem aufwändig sanierten Haus, dort haben "Westdeutsche" damit begonnen, ein 400 Jahre altes, halb verfallenes Haus zu retten.


    Wir schlendern in Richtung Schloss, genießen von dort aus die Aussicht über die Dachlandschaft der Stadt. Wenig später kehren wir in einem Lokal ein, das Käsekuchen in allen Variationen anbietet und dessen knapp 50 Plätze vollständig belegt sind - zweifellos ist die Fachwerkstadt ein Touristenmagnet ersten Ranges.


    (wird fortgesetzt)

  • An dem Tag, an dem wir das Bodetal verpennten (siehe oben) beschlossenn wir kurzfristig, den Standort zu wechseln. Allzuweit reisten wir nicht: Nächstes Ziel war Braunlage -ausgewählt deshalb, weil wir nun wenigstens eines der Harz-Naturwunder entdecken und auf den Brocken wandern wollten. Irgendwie hatten wir ergooglet, dass Braunlage ein dafür ganz gut geeigneter Standort wäre.


    Also landen wir auf dem CP Braunlage, der ganz in Ordnung ist. Er wurde vor nicht allzulanger Zeit von einem niederländischen Paar übernommen, das offensichtlich viel Geld in die Modernisierung der Sanitäranlagen gesteckt hat. Die parzellierten Stellplätze sind großzügig, aber etwas schmucklos - etwas mehr Bepflanzung könnte dieser Platz sicher gut vertragen. Nett ist der Brötchenservice: Die am Vortag bestellten Brötchen werden "frei Wohnwagen" geliefert - wasserfest verpackt, was angesichts des uns durch den Urlaub begleitenden Nieselwetters unbedingt von Vorteil ist. Unser neues Wifi versagt hier - es läuft über das E-Plus-Netz, mit dem es hier nur sehr bedingt Empfang gibt.


    Was soll's - wir wollen ja nicht surfen, sondern wandern und fahren deshalb am Morgen nach unserer Ankunft ein paar Kilometer mit dem Auto, um in Oderbrück einen guten Einstieg in die "Wanderwelt" rund um den Brocken zu finden.


    (wird fortgesetzt)

  • Schön, weitermachen,


    Dein Wunsch ist mir Befehl - schließlich bin ich erst "mittendrin" in unserer einwöchigen Reise.


    "Auf den Brocken" lautet ja die Devise. Von Oderbrück aus geht es über den Kaiserweg und den Goetheweg etwa sieben Kilometer lang zum Brocken, sagt die Karte. Also laufen wir vom Wanderparkplatz frohgemut auf den Kaiserweg und stellen nach zwei Kilometern fest, dass wir erstmal in die falsche Richtung losgelatscht sind. Immerhin haben wir dabei das jahrhundertealte Pflaster des Kaiserweges kennenlernen dürfen.


    Also kehrtmarsch zurück in Richtung Parkplatz und dann auf den richtigen Weg. Der ist erstens richtig schön



    und zweitens geschichtsträchtig, weil wir streckenweise über die alten Kolonnenwege der ehemaligen Grenze laufen



    Man kann sich natürlich auch (aus Richtung Osten, z.B. von Schierke oder Wernigerode) "unter Danpf" zum Brocken fahren lassen. Aber das ist erstens s**teuer und zweitens sieht man von der ganzen
    Dampflokromantik



    wahrscheinlich eher weniger, wenn man hintendranhängt (Tipp für Fotografen: immer die bergswärts fahrenden Loks ablichten, die sind fotogener) .


    Sei es, wie es sei: Wir wandern bergan - anfangs nahezu alleine, später von immer mehr Menschen "umzingelt" . Was mag hier erst im Sommer los sein? Der Weg ist gut; irgendwann verkündet ein Schild, dass er von der Agentur der Arbeit finanziert worden ist.


    Wir passieren ein Schild, das uns 1000 Meter über Null anzeigt und stoßen bald auf die nur per Sondergenehmigung zu befahrende Fahrstraße zum Brocken. Jetzt nur noch ein paar Dutzend Höhenmeter und es ist geschafft - aber mit jedem Höhenmeter mehr stoßen wir weiter in die Wolke, die sich am Gipfel förmlich festkrallt. Oben angekommen siegt das so aus:


    [attach]117313[/attach


    (wird fortgesetzt)

  • Danke,
    wir sind das erste Mal direkt nach der Grenzöffnung auf dem gleichen Weg per Langlaufskier da hoch. Es stand noch der Zaun, wenn auch mit einigen Löchern darin. Hundelaufanlagen waren noch nicht abgebaut. Ebenso nicht die fernmeldetechnischen DDR- Grenz-Einrichtungen nebst Grenzer, die gar nicht mehr so recht wussten, wozu sie noch da waren.


    Auf dem Brocken selbst standen noch die Russen mit ihren Pelzmützen. Erbsensuppe im Bahnhof gab es aber bereits.


    Werde diese Bilder nie vergessen.


    Das 2. Mal sind wir per Skier vom Wurmberg/ Großen Winterberg gelaufen, das 3. Mal zu Fuß von Schierke aus.


    Wenn ich mir Deine Bilder so ansehe, hat sich der Goetheweg gar nicht verändert, bekomme glatt Lust darauf, diesen Parcours noch einmal im nächsten Winter zu wiederholen.


    Gruß
    Michael

  • Moin,


    kurz und knapp: ein ganz toller Bericht :anbet:


    Er erinnert uns gerade mal wieder daran, dass wir den Harz nicht nur zu Tagesbesuchen anfahren sollten - da sind Deine Tips echt Gold wert. Danke.


    Gruß
    Claus :w

  • Wir sind bald wieder dort, allerdings ohne Woni, obwohl es möglich wäre, zum Langlauf.


    Unterkunft Glockenberg/ Altenau, nur 10- 15 min per Kfz in die Skigebiete, z.B. Torfhaus. Im letzten Jahr war Langlauf auch vor Ort möglich. Abends geht es in die wunderschöne Therme dort auf dem Glockenberg.


    In Altenau gibt es direkt an der Talsperre einen CP. Aber auch in BRL und Hohegeiß.




    Gruß
    Michael

  • Aber auch in BRL


    Der fand ja hier schon statt...


    Ich fand es spannend, was Du über die unmittelbare Nachwendezeit geschrieben hast. Wir waren 1991 erstmals "drüben" und das war schon noch sehr interessant: Vier verschiedene Gerichte im Restaurant, alle mit "Sättigungsbeilage". Atemberaubend, was sich seither getan hat.


    redneb

  • Gefällt mir - einschließlich der Devisentauscher vor den Lokalen in Wernigerode.


    Bärtige Männer- Bart angeklebt?- tauschten Ost gegen West.


    Die 4 Gerichte waren aber immer schön deftig. Schnitzel.


    Am Hexentanzplatz/ Rosstrappe gab es Kaffe und Torte für wenige Ostmark. Mit einem Wagen wurde die Torte von Platz zu Platz gefahren. Hatte einen großen Fehler begangen, ich wollte zum Erdbeerstück gerne Sahne dazu.


    Das brachte das "zugeneigte" Personal ins Schwitzen, nach 20 min stand Schlagsahne auf dem Tisch. Eine Abbestellung dazwischen wollte man nicht akzeptieren.


    Schlagsahne war wohl etwas gedankenlos von uns.


    Natürlich hatten wir die Summe in Westmark 1:1 beglichen und auch ein schönes Trinkgeld gezahlt.
    Werden es niemals vergessen!
    Gruß
    Michael

  • Einer geht noch heute....


    So riesengroß ist der Harz ja nicht. Wer sein Standquartier klug wählt, erreicht alle touristisch relevanten Ziele in unter einer Stunde Fahrzeit. Nur: Die Intention unserer Herbsturlaube ist eine andere. Da wird mit dem Hausa am Haken gereist, und wenn's nur 40 Kilometer bis zum nächsten Standplatz sind.


    Also brechen wir unsere Zelte in Braunlage ab und fahren gen Goslar. Wir passieren die Okertalsperre und können als bekennende Paddler natürlich nicht aus unserer Haut: Am etwas flussab gelegenen Kraftwerk Romkerhalle parken wir unser Gespann und laufen auf einem schmalen Steig am Fluss entlang. Stausee und Kraftwerk geben heute nur Pflichtwasser ab, es plätschert nur ein müdes Bächlein über die Steine. Wenn die Wasserabgabe erhöht wird, geht es hier richtig zur Sache. Und weil die heilkundigen Damen des Mittelalters im Harz allgegenwärtig sind, gibt es natürlich auch hier einen Hexenritt, der dann so aussieht:


    http://www.google.de/imgres?im…Iw4byhYTmyAIVhgssCh0k1gyx


    Nach des Inspektion des trockenen Flussbetts geht es weiter in Richtung Goslar - nach Quedlinburg wartet das nächste Weltkulturerbe auf uns. Wir steuern mit dem Gespann zunächst den Rammelsberg an - das ist ein gewaltiger Erzberg, aus dem weit über 1000 Jahre lang Kupfer, Blei, Silber und andere Metalle gefördert wurden und der den Reichtum der Stadt Goslar begründete. In den 80er Jahren wurde hier die letzte Lore mit Erz gefördert (und von Christo verhüllt), heute sind Teile der Anlage Industriemuseum. Wir parken (Platz genug ist da) und entscheiden uns für die "Billiglösung" ohne irgendwelche Führungen (u.a. kann man mit der Grubenbahn unter Tage fahren). Trotzdem streifen wir mehrere Stunden durch die weitläufigen Anlagen, um auch nur einen ersten Eindruck zu bekommen.


    Unsere Harztour ist nicht nur "Weltkulturerbetournee", wir lernen auf ihr auch eher ungewöhnliche Campingplätze kennen - solche nämlich, die entweder (wie Thale) recht "jung" sind oder aber gerade den Eigentümer gewechselt haben. Das gilt vor allem für unser nächstes Etappenziel, den Platz Kreuzeck bei Hahnenklee. Das liegt deutlich höher als Goslar - während dort das Wetter ganz passabel war, schrauben wir uns mal wieder in die Wolken. Oben ist es trübe, leichter Niesel umhülllt und und ein magerer Schneerest auf der uns zugewiesenen Parzelle zeigt uns, dass es hier vor ein paar Tagen schon den ersten Wintereinbruch gegeben hat.


    Auf den Platz bin ich gestoßen, als ich im Vorfeld unserer Reise ein wenig "Harz" und "Camping" gegooglet habe und mich dabei im "Bautagebuch" der Betreiber festgelesen habe. Sie waren Dauercamper dort und haben den Platz vor zwei Jahren aus einer Insolvenz übernommen. Seitdem wird dort mächtig in die Hände gespuckt. Vieles wurde schon erreicht: Die Rezeption ist einladend und freundlich, innen sind die Sanitäranlagen und das sonstige Drumherum mächtig schick. Es gibt aber auch noch eine Menge zu tun, vor Rückschlägen blieben die neuen Betreiber nicht verschont. So hat ein Dachdecker das Kunststück fertig gebracht, das neue Dach über dem Sanitärtrakt so zu decken, dass es nicht wirklich dicht ist - die Verkleidung der Fassade kann deshalb (noch) nicht angebracht werden.


    Der Platz liegt an einem See, der Teil der Oberharzer Wasserkunst ist - darauf werde ich später noch zu sprechen kommen. Das Schlösschen jedenfalls wird mit Seeblick eingeparkt:



    (wird fortgesetzt)

  • Danke für den Bericht.
    Wir fahren Silvester in den Harz.


    Werd mich hier mal dazu setzen und Tipps schnorren :D

    Grüße aus dem alten Land an der Elbe


    Barbara & Thilo


    Das schluckt der B7 (kombiniert) -->

  • .....sehr schöner Bericht, ein schönes Reiseziel, welches auch auf unserer Liste steht. :thumbup: Freu mich auf dir Fortsetzung

  • Warum eigentlich kann man auf so vielen Plätzen nicht mit Karte bezahlen? Auf allen drei CP, die wir im Harz angefahren sind, wird nur Bargeld akzeptiert und es wird damit Zeit, einen Geldautomaten anzusteuern. Der nächste, so erfahren wir, befindet sich in Hahnenklee. Das trifft sich aus zweierlei Gründen gut. Zum einen können wir dorthin auf dem Liebesbankweg wandeln, zum anderen befindet sich die Sparkassenfiliale direkt neben einem Supermärktchen. Das brauchen wir, um Brot einzukaufen - der Brötchenservice auf dem Kreuzeck ist nämlich suboptimal. Brötchen kann man da aus unerfindlichen Gründen nämlich ausschließlich in 5er-Tüten kaufen. Das passt für uns nicht, weil wir nur drei Brötchen brauchen.


    Also machen wir uns zu Fuß auf in Richtung Hahnenklee. Das Wetter ist noch immer gruselig, entschädigt werden wir durch einen gut angelegten Weg. Dem Trend zum Premiumwanderweg folgend hat man sich hier überlegt, eine Tour anzubieten, die die diversen Stationen einer Ehe nachvollzieht - für jeden runden Hochzeitstag gibt es eine spezielle Bank. Die wilden Jahre haben wir hinter uns - da passt es gut, dass der Weg Hochzeit, Petersilienhochzeit und sowas alles schon abgehandelt hat, als er den CP passiert. Wir steigen sozusagen am 30. Hochzeitstag ein, was der Realität ziemlich genau entspricht.


    Viel interessanter ist für uns, dass der Weg an einem winzig kleinen Teil des "Harzer Wasserregals" entlangführt. Auch der See, an dem der CP Kreuzeck liegt, gehört zu diesem Bewässerungssystem. Seine Ursprünge liegen im 16. Jahrhundert. Damals wurde begonnen, den Harz auf der gigantischen Fläche von 200 Qudratkilometern so umzumodellieren, dass in -zig Teichen Wasser gesammelt und über ein ausgeklügeltes System von kleinen Kanälen ganz gezielt in die Bergwerke geleitet wurde, wo es über Wasserräder zum Beispiel Förderkörbe bewegte. In einem der größten Teiche - dem Oderteiche - werden seit 300 Jahren über 1,5 Mio. Kubikmeter aufgestaut.


    Nur ein paar hundert Meter vom CP Kreuzeck entfernt befindet sich an einem der Teiche ein Wasserspielplatz, der Kinderherzen im Sommer sicher höher schlagen lässt



    Wir lassen ihn links liegen, passieren die ein oder andere Liebsbank und staunen vor allem über die für die Diamantene Hochzeit.



    Soll uns das jetzt sagen, dass man sich den Partner nach 60 Jahren schön saufen muss?! Wir wissen es nicht und wandeln weiter - unterwegs werfen wir noch einen Blick in die Hahnenkleer Stabkirche, einen imposanten Holzbau



    Irgendwie ist das in unseren Augen aber das einzige, was in Hahnenklee sehenswert ist, was aber vielleicht auch dem trüben Wetter geschuldet ist. Die Einkaufsmöglichkeiten, die wir entdecken, sind auch eher überschaubar. Aber immerhin bekommen wir Bares und Brot und laufen auf einem etwas kürzeren Weg zurück zum CP, wo wir uns nach dem Abendessen über die wohlige Wärme im Schlösschen* freuen und nach unserer allabendlichen Partie Rommee das Programm für den nächsten Tag ergoogeln, um dann mit einem guten Buch ins Bett zu kriechen.


    (wird fortgesetzt)


    * unser Wohnwagen ist ein eher kleiner und in Deutschland wohl recht seltener Chateau Cantara, der von uns liebevoll Schlösschen genannt wird

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