Samstag, 11.3.
Gegen 11 Uhr waren wir wieder auf der Straße, der Place de la Republique und die Mosel-Insel waren unser Ziel. Durch die Rue des Clercs flanierten wir durch den lebhaften Samstagvormittag, rechts und links hin und wieder an repräsentativen alten Bürgerhäusern vorbei, die das Auge mit reichlich skulptiertem Bauschmuck einfangen, das ganze abgerundet durch feine Gitter aus Schmiedeeisen. Die Strasse endete neben einem großen Kaufhaus von La Fayette. Dann öffnete sich der Blick auf eine große Gartenanlage mit einigen neuen und alten Skulpturen, z.B. eine sehr progressiv wirkende 6-spännige Kutsche in modernem Design. Am Ende des mehr als 2 Fussballfelder großen Areals breitete sich das Moselpanorama mit dem Plan d’eau und den Inseln aus, im Hintergrund die Autobahn, von der aus wir bisher die Stadt immer nur von Weitem wahrgenommen hatten. Rechts trafen wir auf ein recht modernes Reiterdenkmal von General La Fayette, einen Feldherrn aus dem 18. Jahrhundert. Dann blickten wir auf die Fassade der evangelischen Kirche Temple neuf, die auf der kleinen Insel liegt. Leider war sie geschlossen. Vorher kamen wir an St. Marcel vorbei, wo nur noch der große Turm steht. Vor dem Temple öffnete sich der Place de la Comedie mit dem Theater und daneben der Prefecture.
Langsam gings wieder bergan an der Kathedrale vorbei, in deren Umfeld der Markt stattfand. Irgendwo im Hintergrund gab’s eine politische Kundgebung, es liefen einige Gemeindepolizisten herum, außerdem begegneten uns zwei Vierergruppen Militär mit Maschinenpistole vor der Brust …. Irgendwie martialisch und unpassend zur sonstigen Normalität, mit der die Leute shoppen gingen.
St Jacques bestimmt die Umgebung und so war es logisch, dass wir uns auf dem gleichnamigen Platz in die Sonne setzten mit einem Cappuccino aus dem Café natürlich. A propos Sonne, die schien unentwegt und brachte die Temperatur auf frühlingshafte 19 Grad im Schatten, was zum Wohlfühlen. Anschließend gingen wir in unser Appartement, um was auszuruhen. Ulla nutzte die Pause für eine Besorgung im Supermarkt.
Nach ausreichender Erholung machten wir uns auf in das nahebei gelegene Stadtmuseum. Dort sahen wir von römischen Thermen bis zur Kunst des 19. Jahrhunderts vielerlei Zeugnisse aus der Stadtgeschichte und verbrachten unterhaltsame Stunden. Das Museum befindet sich in einem tiefgreifenden mehrjährigen Umbau, der einerseits durch die unter ihm liegenden Zeugnisse aus römischer Geschichte, zum andern durch den Zuschauerbetrieb, der für Einkünfte sorgen muss, um die Mitarbeiter zu bezahlen, behindert wird. Das Ergebnis für den Besucher ist, das er sich wie in einem Labyrinth vorkommt…..Zig Ecken und ebenso viele Treppen sind zu bewältigen, gefühlte 200 Höhenmeter, aber alles ist immer noch attraktiv ausgestellt und arrangiert…..Ein lohnender Besuch also mit manchen Überraschungseffekten. Da das Ticket, für Senioren verbilligt, 24 Stunden gültig ist, dürfen wir morgen früh nochmal rein. Das ist auch notwendig, denn die großartigen Gemälde der Sammlung verdienen mehr als nur einen streifenden Blick im Vorbeigehen, aber wir mussten wegen des Endes der Besuchszeit etwas eilig raus.
Wir waren damit auf dem Gipfel des Hügels Ste. Croix, mit der Place de Jeanne d‘ Arc der höchste Punkt von Metz. Ein paar Meter bergab winkte ein offenes Kirchenportal, die Ste. Segolaine lud uns ein. Die Kirche ist einer etwas entfernten Lokalheiligen geweiht, die zwar in Albi gelebt und gewirkt hat, die aber aus Lothringen nahe Metz stammen soll. Es ist ein beeindruckendes Gotteshaus mit Resten der ursprüngliche Bemalung und noch sehr vielen alten und gut erhaltenen Fenstern. Der Bau stammt wohl aus dem frühen 13. Jahrhundert, ist aber vom bekannten Architekten Wahn am Ende des 19. Jahrhunderts restauriert und erweitert worden, wobei man auch altes Steinmaterial verwendete und dem Original damit sehr nah blieb. Eine wunderbare Grablegung rechts vom Eingang empfängt den Besucher und schlägt ihn gleich in ihren Bann, auch das mächtige Bronzetor unter dem imposanten Tympanon beeindruckt. Im sinkenden Sonnenlicht entfaltete einige Fenster ihre tolle Farbenpracht…….. der Ausflugstag hätte nicht besser enden können.
Leider können wir nicht ins Restaurant gehen, weil meine provisorisch eingesetzten Zahnprothesen nicht halten und wir deswegen im Appartement essen müssen….. Mein Zahnarzt darf sich auf einiges gefasst machen…… so ein Schuster….. und das in einer Stadt mit bekannt guter Küche…….